Japan zwischen Impfen und Bangen
Kazuhiro Araki trägt Maske und ein Gesichtsschutz. Er zieht den Ärmel seines Hemds nach oben und bekommt eine Injektion. Es ist Mittwochmorgen, kurz vor neun Uhr und Araki ist nun Japans erster Corona-Geimpfter. Der Chef des Tokyo Medical Center bekam die erste Dosis des Pfizer-Impfstoffes, den die Regierung bestellt hatte. Damit hat nun auch Japan offiziell die Impfung seiner Bevölkerung begonnen. Vergleichsweise spät - mindestens 70 Länder haben schon zuvor angefangen. Japans Impfplan sieht vor, zunächst Ärzte und Pflegepersonal zu immunisieren. Im April sollen dann Menschen die 65 oder älter sind, die Impfung erhalten, gefolgt von Personen mit Vorerkrankungen. Zuletzt die restliche Bevölkerung.
Doch ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, ist noch völlig unklar. Tage zuvor meldeten Firmen, sie hätten Probleme die erforderlichen Mengen an Trockeneis zur Kühlung des Impfstoffes bereitzustellen. Und dann sind da noch die Spritzen. Der Typ der Spritze kann darüber entscheiden, wie viele Dosen Impfstoff aus einer Ampulle gewonnen werden können. Japan verfügt derzeit nicht über ausreichend Spritzen, mit denen sechs Dosen pro Ampulle gewonnen werden können anstatt nur fünf.
Die Regierung setzt viel Hoffnung in den Impfstoff. Das Ansehen von Premierminister Yoshihide Suga hatte zuletzt stark gelitten. Nicht zuletzt, weil er mitten in der Corona-Krise lange an der umstrittenen Go To Travel-Kampagne festhielt - ein Programm, mit dem Kunden Rabatte auf Hotelübernachtungen und Reisekosten erhalten können. Eine Studie der Universität Kyoto ergab, dass Go To Travel merklich zu einem Anstieg der Coronaerkrankungen geführt habe.
Dennoch steht Japan im internationalen Vergleich gut da. Etwa 7000 Menschen sind an COVID-19 gestorben. Die Fallzahlen sinken kontinuierlich und lagen zuletzt unter 1000 pro Tag. Auch wenn Kritiker hervorheben, dass Japan nur sehr wenig teste und die Dunkelziffer höher sein dürfte.
Auch die Wirtschaft Japans hatte sich zuletzt wieder erholt. Am Montag knackte der Nikkei, Japans Leitindex, erstmals seit 30 Jahren wieder den Wert von 30 000. Doch Experten betonen, dass es auch in Japan noch Jahre dauern wird, bis sich Bereich wie der Tourismussektor wieder erholt haben. Restaurant leiden nach wie vor unter geringen Besucherzahlen. Eine schnelle Impfung der Bevölkerung könnte helfen - und nicht zuletzt auch darüber entscheiden, ob die Olympischen Spiele in Tokio stattfinden können oder nicht. (Kyodo, New York Times)
Zum Haarefärben gezwungen
An Japans Schulen herrschen oft strenge Regeln. Die Schüler müssen nicht nur Uniformen tragen, zum Teil gibt es auch genaue Vorschriften über die Länge der Haare, das Tragen von Make Up oder ähnlichem. In den vergangenen Jahren haben mehrere Fälle Schlagzeilen gemacht, in denen Schüler ihre Schulen verklagt haben, weil diese sie zum Färben ihrer Haare gezwungen hätten. In einem Fall einer Schülerin in Osaka ist nun ein Urteil gefallen. Die heute 21-Jährige hat von Natur aus braune Haare. Sie müsse ihre Haare schwarz färben, das sei Vorschrift, teilte ihr die Schule wiederholt mit. Sie sei daraufhin manchmal vom Schulunterricht und von Ausflügen ausgeschlossen worden, weil ihre Haare nicht schwarz genug seien, heißt es in der Anklageschrift. Die Schülerin litt unter den Maßnahmen so sehr, dass sie schließlich gar nicht mehr zur Unterricht ging. Die Schule entfernte daraufhin ihren Namen aus dem Register und ihren Sitzplatz aus dem Klassenzimmer. Das Gericht hat der Schülerin nun eine Entschädigung von umgerechnet etwa 2300 Euro zugesprochen.
Dabei urteilten die Richter aber nicht gegen die Schulregel. Im Gegenteil: Die Regeln seien legitim, heißt es. Lediglich das ihr Sitzplatz aus dem Klassenzimmer entfernt und ihr Name aus dem Register gelöscht wurde, sei strafbar, urteilte das Gericht. (NHK, The Mainichi, The Asahi Shimbun)
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Japanischer Rentenfond finanziert Zerstörung Brasilianischer Regenwälder. Der Government Pension Investment Fund (GPIF) ist nicht nur der größte Rentenfond Japans, sondern der ganzen Welt. Nach Recherchen des Online-Magazins Mongabay investierte der GPIF 188 Millionen Dollar in brasilianische Fleischgroßhändler, die als Haupttreiber der Abholzung des Regenwaldes gelten. (Mongabay/Englisch)
Japanische Forscher haben Stammzellen entdeckt, die Haarwachstum wieder anregen können. Die Wissenschaftler wollen nun in klinischen Studien testen, ob damit Haarausfall therapiert werden kann. (Japan Times). Die Studie im Original (auf Englisch) kann man hier nachlesen.
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